„Die Dosis macht das Gift“ dieser alte Spruch vom Arzt Paracelsus aus dem 16. Jahrhundert bewahrheitet sich einmal mehr bei Energydrinks. Jedes fünfte Schulkind in Deutschland trinkt regelmäßig Energydrinks – das hat eine aktuelle Studie der DAK in Zusammenarbeit mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) ergeben. Demnach trinken 19 Prozent der Schüler aus der fünften bis zehnten Klasse mindestens einmal im Monat Energydrinks: Buntes, poppiges Design in auffälligen Neonfarben spricht Kinder besonders an. Je bunter und poppiger umso attraktiver sind die gefährlichen kleinen Dosen besonders für den noch unreifen Kreislauf und Nervensystem unserer Kinder. Sie enthalten nicht nur 80 mg Koffein, sondern auch 24 Stück Würfelzucker sowie das Kreislauf – und Nervensystem erregende Zusatzsubstanzen. Zu viel Koffein hat offenbar den Tod eines 16-jährigen Schülers in den USA verursacht. Nach Angaben der Ärzte starb der Jugendliche an einer Herzrhythmusstörung. Zuvor hatte er offenbar in kurzem Abstand einen Kaffee, einen koffeinhaltigen Softdrink und einen Energydrink konsumiert. Kleiner Energie-Schub? Nein, purer Stress! Energydrinks fördern Unruhe bis hin zu Angstzuständen und können nach dem Absetzen sogar zu Entzugserscheinungen führen. Es ist wichtig, dass Eltern konsequent „Nein“ sagen. Energy Drinks versetzen Kinder in einen permanenten Stresszustand, welcher besonders in den aktuellen Zeiten schädlicher für Körper und Psyche ist denn je. Regelmäßiger Konsum bringt den Körper in einen Dauer-Stresszustand, im Laufe der Zeit kann dies Auswirkungen auf das sich entwickelnde Gehirn und das Herz-Kreislauf-System von Kindern haben.“ Auf Dauer drohen: Schlafstörungen, starke Unruhe, Konzentrationsprobleme, Angstzustände, Stimmungsschwankungen, hoher Blutdruck, abnormale Herzrhythmen, eventuell auch cerebrale Anfälle. Beim Absetzen von Energy Drinks drohen Kindern Entzugserscheinungen. Koffein macht tatsächlich süchtig, besonders wenn man täglich hohe Dosen konsumiert. Koffein mag legal sein, aber es ist immer noch eine Droge. Entzugssymptome sind : Reizbarkeit, Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen, auch Launigkeit. Für den kindlichen Körper und die noch junge Psyche absolut unnötige Erfahrungen. Wichtig ist es, sich nicht auf Diskussionen einzulassen. „Erlauben Sie Ihrem Kind meinetwegen jeden Tag ein Eis, Energy Drinks gehören auf die, No-Go-Liste‘. Ich würde selbst Erwachsenen nicht empfehlen, das Zeug zu trinken. Und warum sind Energy Drinks für Kinder frei verkäuflich? Per Gesetz ist es Kindern jeden Alters erlaubt Energydrinks zu kaufen! In Litauen, Großbritannien und Niederland dürfen sie nur noch an Personen ab 16 Jahren abgegeben werden. Bei der Bundesregierung stößt das Thema bislang auf taube Ohren. Obwohl Ärzt*innen sowie die Verbraucherzentrale Hamburg auch hierzulande bereits vor Jahren ein Verbot von Energy Drinks forderten hielt unsere ehemalige Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft solche Maßnahmen für unnötig. Warnhinweise und Beschränkungen reichten ihr aus! Immerhin ist das Festhalten daran äußert lukrativ: So liegt der Gesamtumsatz durch Energydrinks alleine in Deutschland jährlich bei über eine Milliarden Euro. Tendenz steigend. Dass ein Kind oder ein Jugendlicher durch Koffein stirbt, ist zum Glück selten, kann aber vorkommen“, erklärte der Kinderkardiologe und BVJK-Pressesprecher Josef Kahl. Er verwies darauf, dass Kinder oder Jugendliche in einem solchen Fall zumeist an Vorerkrankungen wie einem Herzfehler litten und wenn zusätzlich zu dem hochdosierten Koffein Alkohol komme oder anstrengende körperliche Bewegung. Hermine Nock vom Bundesverband Herzkranke Kinder erklärte,

Jugendliche neigten zu Risikoverhalten. Gerade für Jugendliche mit angeborenem Herzfehler zähle die Anerkennung durch Gleichaltrige. Wenn beim Feiern im Club Koffeintabletten oder -pulver, sogenannte Wachmacher, die Runde machten, wenn beim Sport große Mengen von Energydrinks konsumiert würden, trauten sie sich oft nicht, „Nein“ zu sagen, selbst wenn sie wüssten, dass Koffein in konzentrierter Form schädlich für sie sei. Wir Kinderärzte weisen darauf hin, dass der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa zufolge gesunde Erwachsene über den Tag verteilt bis zu 400 Milligramm Koffein zu sich nehmen können. Das seien rund fünf Tassen Filterkaffee oder Espresso wobei der Koffeingehalt jedoch je nach Zubereitung stark schwanken könne. Alternativ sei diese Menge in rund fünf Dosen Red Bull (je 250 ml) oder zweieinhalb Dosen Monster (je 500 ml) oder in neun Tassen schwarzem Tee (je 200 ml). Für Kinder und Jugendliche gelten 3 mg Koffein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag als noch ok. Was aber bedeutet, dass ein 40 Kilogramm schweres Kind umgerechnet nur 1,5 Dosen am Tag trinken dürfte – und das ist unrealistisch. Wer wirft schon eine angefangene Dose weg? Gesunde Jugendliche können sicher ohne Gefahr für Leib und Leben die angegebenen Mengen Koffein vertragen“, sagte Kahl. Allerdings sollten sie nicht zusätzlich Alkohol trinken. Bei anstrengenden körperlichen Bewegungen sollten sie darauf achten, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen und zwar Wasser oder Saftschorlen. Für herzkranke Jugendliche könnten die angegebenen Mengen bereits schädlich sein.Sie sollten am besten ganz auf Koffein und natürlich auf Alkohol verzichten. Ganz schön uncool…Ich rate Eltern, mit ihren herzkranken Jugendlichen über das Problem zu sprechen und sie darin zu bestärken, Haltung zu zeigen und Wachmacher abzulehnen. „Ein Herz-Kreislauf-Kollaps nicht nur ganz schön uncool ist, sondern lebensgefährlich sein kann. Ein andere Studie: Energy-Drinks fördern Hyperaktivität bei Schulkindern .Schulkinder der Mittelstufe, die Energy-Drinks konsumieren, haben ein um 66% erhöhtes Risiko für Hyperaktivität und Konzentrationsprobleme. Zu diesem Ergebnis kommt eine amerikanische Studie der Yale School of Public Health. Sie können so zu erhöhtem Blutdruck und Herzschlag führen. Sport- Getränke, die lediglich den Kohlenhydrat- und Mineralstoff-Haushalt des Körpers verbessern sollen, sind dagegen völlig unbedenklich. Amerikanischen Wissenschaftlern zufolge können 2 Dosen eines Energy-Drinks – also 0,5 Liter – den Blutdruck bei jungen Menschen innerhalb von 2 Stunden um rund 8% ansteigen lassen. Der Herzschlag kann sich demnach um 5 bis 7 Schläge pro Minute beschleunigen. Bei jungen Menschen mit Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen können diese Getränke daher das gesundheitliche Problem verstärken – zumindest vom regelmäßigen Genuss wird daher abgeraten. Herz-Kreislauf- Erkrankungen werden bei Jugendlichen oftmals nicht sofort entdeckt. Wenn diese Jugendlichen regelmäßig Energy-Drinks konsumieren, können sie eine bestehende Erkrankung verschlimmern. Darüber hinaus können verschiedene Faktoren die Wirkung von Energy-Drinks auf Herz und Kreislauf verstärken. Denn die Drinks werden häufig in Situationen getrunken, die sowieso schon belastend für den Kreislauf sind, z.B. zusammen mit Alkohol, nach körperlicher Anstrengung oder Übermüdung. Auch nach dem Sport sind die Drinks nicht geeignet. Darüber hinaus können sie die Wirkung von Medikamenten beeinflussen. Deshalb sollte jeder, der regelmäßig Medikamente und Energy-Drinks zu sich nimmt, seinen Arzt Ob auf Partys, beim Lernen oder nächtelangem Zocken im Internet: Energy Drinks versprechen eine hohe Konzentration und sind vor allem bei jungen Menschen beliebt. Fast 70 Prozent der 14 bis 18-Jährigen trinken gelegentlich eine der bunten Dosen. Je schriller, desto besser. Für betroffene Eltern gibt es zwei Tipps. Setzen Sie sich mit ihrem

Kind hin und sprechen Sie mit ihm darüber. Fragen Sie, warum es das Getränk will. Liegt es daran, dass die Freunde es trinken? Oder hat es das Gefühl, wenig Energie zu haben? Oft zeigt sich, welche eigentlichen Bedürfnisse sich dahinter verbergen. Darüber gilt es sich vertrauensvoll zu unterhalten

Dr. med. Agathe Traut