bemerkenswerte Parallelismen zwischen neuronalen Trampelpfaden und

Long Covid Syndrom bei Kindern und Jugendlichen

Wir kennen das Klappbett aus den 70er Jahren: klein, gemütlich und schnell aufgeräumt. Man konnte es mit einem Handgriff in der Wand verschwinden lassen, dann war  das Zimmer auf Tagbetrieb umgestellt mit Schreibtisch, Stuhl und Buchregal. Am Abend wurde die Nacht vor bereitet, man klappte das Wandbett wieder raus , Kissen aufgeschüttelt und gute Nacht. Das heutige Jugendzimmer sieht anders aus : Neben den Techniken der neuen Medien präsentiert sich ein meist großes Bett,  dass sowohl tags als auch nachts genutzt wird ,vor allen Dingen zum Hausaufgaben machen, am Laptop recherchieren ,whatsappen, facebooken und instagramen,  ja sogar die Mahlzeiten werden nicht mehr am Familientisch eingenommen . Von 14 Uhr bis tief in die Nacht hinein wird das Bett als Aufenthaltsort genutzt.

Hausaufgaben am Schreibtisch scheinen out zu sein! Die Folgen sind dramatisch: Oft dreht sich der gesamte Tag- Nacht Rhythmus um. Reguläre Schlafzeiten starten sehr spät, oft erst nach Mitternacht als Folge der Bildschirmarbeit (der blaue Lichtanteil stört unser Schlafhormon). Schwere Tagesmüdigkeit mit Schwächen in Konzentration, Gedächtnis sowie der Motivation sind die Folge . Oft ist ein normaler Alltag nicht mehr möglich. Kinder und Jugendliche zeigen sich wie depressiv verstimmt, sind nicht mehr in der Lage , ihren Alltag zu bewältigen. Oft folgen sogar langandauernde Schulfehlzeiten. Aus Sicht des Körpers ist es nur nachvollziehbar : Das Bett bedeutet Entspannung, Vorbereitung auf den Schlaf zur körperlichen und  seelischen Erholung. Arbeiten oder gar Vorbeiten auf schulische Höchstleistung sind im Bett kaum möglich.

Dabei sind Gehirne von Jugendlichen gerade dabei,  sich auf Effektivität zu programmieren : Die einzelnen Nervenzellen verbinden sich stark mit einander, je häufiger sie benutzt werden, um so besser und schneller die Leitfähigkeit des Gehirns: Aus einem verspielten Klein- und Grundschulkind wird ein effektiv arbeitender Schüler: aus Ausprobieren und Versuchen wird zielgerichtetes Arbeiten. Im Gehirn entwickeln sich regelrechte neuronale Trampelpfade. Auch im Urwald werden immer wieder genutzte Pfade breit und schnell begehbar, je häufiger man sie nutzt. Also das berühmte „Übung macht den Meister“ hat eine nachgewiesene  neurophysiologische Grundlage. Dazu braucht der Übende allerdings eine gute Motivation und den Willen, den Trampelpfad mehrfach einzuüben. Wer aber auf seinem Bett sitzend oder gar liegend versucht Hausaufgaben zu machen , zwischendurch von einer eintrudelnden WhatsApp abgelenkt wird, kommt nie an. Er wird sich am Ende wundern, warum er denn fast immer wieder von vorne beginnen muss und warum Gelerntes nicht  zu Behaltenem wird . Denn im Bett setzt das Gehirn auf Entspannung statt Spannung, auf Träumen statt Arbeiten. Der Leistungsabfall in der Schule ist vorprogrammiert. Zudem kommt die feste jugndliche Überzeugung der Unverwundbarkeit, der innerliche Zweifel ist jedoch gesät, das Selbstwertbewußtsein erleidet einen gewaltigen Bruch. Die Gruppe der Kinder und Jugendlichen, die über diffuse Symptome wie  lang anhaltende Kopfschmerzen und depressiv anmutende Verstimmungsbilder klagen wird immer größer.

Parallel erkranken immer mehr Kinder und Jugendliche an Covid 19 . Nach einer milden oder moderaten Infektion kann ein komplexes Beschwerdebild entstehen, welches dem oben beschriebenem sehr ähnelt : Abgeschlagenheit, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisprobleme, physische Schmerzen oft gekoppelt mit Lärm und  Lichtempfindlichkeit: Long Covid syndrom . Das Syndrom ist bisher kaum erforscht, Therapien werden erst erarbeitet.  Beide Symptome gleichen sich, haben aber sehr unterschiedliche  Ursachen.

In jedem Fall tun Eltern gut daran, bei ihren Kindern und Jugendlichen auf das Einhalten eines Tag- Nacht Rhythmuses  zu achten, die Mittagsruhe als Power Napping nicht mehr als 20 bis 30 Minuten zu erlauben ( nicht im Bett), eine anschließende Arbeitsphase am Schreibtisch zu etablieren,ohne Ablenkungsmöglichkeit besonders durch soziale Medien . Danach sollte unbedingt eine „Draußen Zeit“ verlangt werden, um im Anschluss ins Abendritual überzugehen mit Einbeziehung in vor- und nachbereitende Tätigkeiten zum Familien Essen. Eine medienfreie Nachtruhe sollte spätestens ab 22 Uhr gewährleistet sein, um die erforderlichen Nachbauarbeiten der neuronalen Trampelpfade im Gehirn (Einsortierung ins Langzeitgedächtnis) nicht zu stören.

Das Leben im Einklang mit den eigenen Kräften sollten Eltern idealerweise vorleben. Auch bei Erwachsenen sind Medien freie Zeiten unabdingbar. Zeit zum Zuhören und Miteinandersein ist heute wichtiger denn je.